Es gibt eine Vielzahl von organisatorischen Punkten, mit denen man sich im Laufe einer Krankheit auseinandersetzen muss. Leider muss man sich um diese ganzen Sachen alleine kümmern, die richtigen Ansprechpartner erst ausfindig machen.
Deshalb habe ich hier mal ein paar Punkte aufgelistet, die ich während dieser Zeit abgearbeitet habe, organisieren musste - solltet Ihr noch nen weiteren Tipp haben, schreibt ihn mir bitte.
Beantragt dort ganz zwanglos "Kontenklärung", Ihr bekommt dann per Post Euren "Kontoauszug" zugesandt. Sollten Fehlzeiten bestehen, könnt Ihr diese nachreichen und seid für den Fall einer Erwerbsminderungsrente auf der sicheren Seite. Auch empfehlenswert für jeden "Normalsterblichen", wer kann schon mit 67 Jahren ein fehlendes Versicherungsjahr von vor 50 Jahren nachweisen?
Patientenverfügung / Vorsorgevollmacht
Ihr wollt selbstbestimmt vorsorgen, Euren Angehörigen nicht die Entscheidung über Euer Leben aufzwängen? Ihr wollt selbst entscheiden welche lebenserhaltende Massnahmen durchgeführt werden sollen und welche nicht? Im Falle Eurer Unmündigkeit wollt Ihr keinen fremden gerichtlichen Vormund haben? Lässt sich damit alles regeln - sprecht Euren Hausarzt an.
Ihr seid noch im Krankenhaus, perfekt! Verlangt nach dem Sozialdienst, dieser nimmt Euch das ganze Antragsverfahren ab. Sonst müsst Ihr über Euren Hausarzt, Krankenkasse und Rententräger gehen. Lasst Euch nicht das Recht nehmen, Eure Wunsch-Reha-Klinik auszusuchen. Dies geht meist vollkommen problemlos, sprecht mit Eurem Sozialdienst darüber - der VdK gibt Euch auch gerne Auskunft.
Erwerbsminderungsrente / Berufsunfähigkeitsschutz
Ihr habt keine Berufsunfähigkeitsversicherung, dann werdet schnell aktiv. Ich bin in vorläufiger Erwerbsminderungsrente und damit kann man wahrlich keine großen Sprünge machen. Zum Glück habe ich eine BU, die mich finanziell absichert. Schaut Euch Euren Rentenbescheid an, wird jedes Jahr an Euch versandt. Da gibt es ein Feld: "Sollten Sie Erwerbsgemindert sein, erhalten Sie von uns ....€" - damit müsst Ihr dann haushalten.
Zuzahlungsbefreiung Krankenkasse
Solltet Ihr chronisch krank sein, so habt Ihr den Höchstbetrag von 1% Eures Bruttoeinkommens (sonst 2%) schnell erreicht. Lasst Euch von Eurer Krankenkasse die Unterlagen zusenden und füllt diese ggf. mit Eurem Hausarzt aus. Bei mir kamen 2013 über 600€ an Zuzahlungen zusammen, von denen ich nun einen Großteil zurückerstattet bekam. Für dieses Jahr habe ich meine Selbstbeteiligung gleich an die Krankenkasse überwiesen und bin von nun an freigestellt. Dies erspart mir das Sammeln von Belegen, habe darüber einen Ausweis erhalten, den ich bei der Physio, Apotheke, Taxi....vorlegen kann. Mit meinen Krankenhaustagen und Hörgerät habe ich meine Höchstgrenze eh schon erreicht.
Patientenbeförderung / Taxischein
Ihr müsst stationär ins Krankenhaus, habt ambulante Termine zur Chemo oder Bestrahlung - wendet Euch an Eure Krankenkasse. Oftmals müsst Ihr Euch um den Transport keine Gedanken machen, diese Kosten trägt im Normalfall die Krankenkasse. Das heisst, Ihr könnt mit dem Taxi zu den jeweiligen Behandlungen fahren - habt aber auch hier eine Zuzahlung von max. 10€ je Fahrt, deshalb Quittungen sammeln und bei der Zuzahlungsbefreiung einreichen.
Nicht jeder Arzt wird ihn von sich aus vorschlagen, deshalb seid Ihr am Zug. Über solch einen Port lassen sich problemlos Infusionen geben und Blut abnehmen. Macht Sinn, wenn Ihr in intensiver medizinischer Behandlung seid und nicht wochenlang mit Infusionsnadeln durch die Gegend schlendern wollt.
Wer soll abgesichert werden, wen wollt Ihr nach Eurem Ableben begünstigen? Regelt es bei Zeit, vielleicht stolpert Ihr morgen schon die Kellertreppe runter.....
Eine der vielen Besonderheiten ist die betriebliche Altersvorsorge. Fragt einfach mal nach, wer nach Eurem Ableben dort begünstigt ist. Ihr lebt in wilder Ehe, dann lohnt sich dieses Thema ganz besonders, denn dann müsst Ihr Eure "eheähnliche Lebensgemeinschaft" beim Versicherer eintragen lassen. Die Auszahlungsbeträge können sonst um locker 90% geringer ausfallen.
Ihr liegt im Krankenhaus, seid in intensiver Behandlung, solltet aber dringend etwas mit der Bank regeln? Wohl dem, der vorgesorgt hat: Überweisungen, Geld abheben, Daueraufträge....überlaßt dies der Person Eures Vertrauens.
Lebensversicherungen werden täglich abgeschlossen, weshalb dann nicht für die eigene Bestattung vorsorgen? Dort könnt Ihr alles regeln, was Euch wichtig ist, sei es: Art der Bestattung, Lieder....ich lasse mir meinen letzten großen Auftritt doch nicht aus den Händen nehmen ;-)
Ihr habt einen Antrag auf eine Reha, Behandlung, Hilfsmittel (Hörgerät, Gehhilfe....) gestellt und dieser wurde abgelehnt. Steckt nicht gleich den Kopf in den Sand, dies kommt leider vor. Legt einen gut begründeten Widerspruch ein und lasst Euch überraschen, was sich tut - Musterbriefe findet Ihr problemlos hier im Netz. Haltet Euch an die normalen 08/15-Floskeln, persönliches ist zwar gut gemeint, hat aber meist keinen Einfluss auf die Entscheidung - was habt Ihr zu verlieren? Ach ja, solche Sachen nur per (Einwurf)Einschreiben versenden.
Sie steht Euch oftmals nach einer OP zu, sprecht Euren Hausarzt darauf an. Er kann Euch die Rezepte ausstellen, die Zuzahlung ist sehr gering - Belege sammeln!! Verwechselt dies aber nicht mit Massagen, dieser Luxus bleibt weiterhin eine Selbstzahler-Leistung!
Nach meinen Lungen-OP´s habe ich mir "Atemgymnastik" verschreiben lassen, dies beinhaltet auch eine Wunden-/Narbenbehandlung. Das Gewebe wird damit gelockert und "verklebt" nicht, zudem wird das tiefe, intensive Atmen geübt - bis in den kleinen Zehen ;-).
Durch meine Chemos (Platin-Produkte) wurde leider meine Gehör geschädigt, deshalb ließ ich mir ein Hörgerät verordnen. Leichte Probleme hatte ich noch beim Fernsehen, sobald dort zuviel Hintergrundgeräusche (Musik...) war, verstand ich das Gesprochene sehr schlecht. Mein Fernseher hat zum Glück im Menü "Ton" ein individuelles Einstellungsprogramm: Wie beim HNO-Hörtest piepste, pfiff und brummte er - sobald ich etwas hörte, musste ich dies per Fernbedienung bestätigen. Mein TV ist somit perfekt auf mein Gehör abgestimmt, erkundigt Euch beim nächsten Fernsehkauf nach dieser Funktion.
Organspende und Stammzellspende
Erschrockene und bestürzte Betroffenheit hilft selten beim Überleben - frei nach Erich Kästner: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"
Überprüft Eure Versicherungen, manch eine läßt sich nämlich in Zeiten längerer Krankheit "beitragsfrei stellen", dies bei vollem Versicherungsschutz - in meinem Fall die Unfallversicherung.
Der Link zur "Stiftung Warentest" hilft Euch bei der Überprüfung Eures allgemeinen Versicherungsschutzes.
Ihr seid chronisch krank, schwerbehindert, in Erwerbsmindungersrente....überlegt Euch, ob Ihr in den VdK eintretet (vielleicht gibt es auch noch andere solche Verbände?). Ihr bekommt dort Unterstützung bei vielen behördlichen Angelegenheiten: Reha, Hilfsmittel, Rente, Krankengeld, Pflegestufe, Schwerbehindertenausweis...wo wollt/könnt Ihr Euch sonst helfen/beraten lassen?
Geht vor einer onkologischen Behandlung unbedingt zum Zahnarzt. Jedes noch so kleine Problem mit den Zähnen/Zahnfleisch kann Euch die größten Probleme während der Therapie machen.
Gegen die Mukositis hat bei mir sehr gut Caphosol geholfen.
Europa-Park Rust .....und nicht nur dort....
Ihr habt einen Behindertenausweis? Perfekt!!!
Mit dem geht Ihr zur "Info am See" und legt ihn dort vor. Ihr bekommt dann einen extra Ausweis, mit dem könnt Ihr dann durch den Ausgang der Fahrgeschäfte gehen - quasi durch die Hintertür. Ihr müsst Euch also nicht in die langen Warteschlangen einreihen, dies erspart Euch Stunden ;-)
Gilt für sechs Fahrgeschäfte und Ihr könnt noch vier weitere Personen mitnehmen.
Wer krank ist rutscht schnell in eine finanzielle Schieflage....eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ist deshalb immer das A und O...
Das Wohngeld ist wohl eine der unbekanntesten staatlichen Leistungen. Macht Euch kundig (Rathaus), ob Ihr evtl. Anspruch darauf habt. Dies hat nichts mit Sozialwohnung und Wohnberechtigungsschein zu tun - im besten Fall bekommt Ihr einen Zuschuss zur Miete und könnte weiter in Eurer Wohnung bleiben. Diese Leistung gibt es aber nicht nur für Mieter, sie kann auch Eigentümern gewährt werden.
Stromkosten-Zuschuss für Hilfsmittel
Ihr habt ein Apnoe-Gerät, E-Rollstuhl, Beatmungsmaschine.....die Krankenkasse erstattet Euch (auf Antrag) einen pauschalen Betrag für den Stromverbrauch.
Tipps, die mir von Patienten / Angehörigen geschrieben wurden - Danke für Eure Mitarbeit!!!!