Ulm winkt
Am Freitag darf ich wieder zu meiner 1/4-jährlichen großen Untersuchung nach Ulm. War deswegen heute bei der Blutentnahme (TSH&Krea fürs PET-CT) und ließ mir auch gleich meine nächsten zwei Impfungen verabreichen. In zwei Wochen dann noch den Grippeschutz und zwei Wochen später die letzten zwei Impfungen, weiter geht es dann erst wieder im September 2015.
Meine Reha in Boltenhagen war für mich wirklich Gold wert. Konnte dort in aller Ruhe schauen was geht und wo ich Probleme habe, war raus aus dem Alltag. Klar habe ich kein stressiges Arbeitsleben, nur ist meine Belastungsgrenze enorm niedrig. Will mich auch gar nicht beschweren, ich fühle mich eigentlich wohl und kann viel unternehmen....dies muss man in dieser Situation aber auch! Wie füllt man sich sonst den Tag? Jeden Tag Unterschichten-TV ist am Anfang vielleicht amüsant, jedoch auf Dauer nicht zufriedenstellend. Irgendwann ist jeder Winkel der Wohnung geputzt, sogar die Heizkörper wurden nach Jahren komplett zerlegt und gereinigt....doch was nun? Genau da war mir meine Reha ein große Hilfe.
In den ersten drei Wochen gab es dort oben nur mich, alles was Zuhause wartet und ansteht habe ich komplett ausgeblendet. Bin ja eh schon ein sehr entspannter Typ, aber die Ruhe und Sorglosigkeit dieser vier Wochen kam zur rechten Zeit. Ich hatte sehr nette Tischnachbarn, saßen stellenweise 1 1/2 Stunden beim Abendessen und arbeiteten uns duch sämtliche Themen - Dietmar und Karl Heinz es war super, ließen wenigstens gesprächstechnisch jeden Frauentisch weit hinter uns ;-)
Die vierte Woche nutzte ich dann um Termine auszumachen und die kommenden Wochen zu organisieren. Den Schwung meiner Reha erhalten und ihn mit nach Hause zu nehmen. Es ist nunmal so: Jeder muss in erster Linie nach sich selber schauen, ohne persönlichen Einsatz geht es niemals weiter. Wenn ich nicht den ganzen Tag zuhause rumgammeln möchte, muss ICH aktiv werden.
Nun steht erstmal der Ärztemarathon an: HNO, Zahnarzt, Hausarzt, Uni-Klinik....
Weiter geht es mit meiner Krankenkasse, warte nun seit über nem halben Jahr auf die definitive Entscheidung bezüglich der Kostenübernahme meiner Hörgeräte. Versorgungsamt bezüglich der Neufeststellung des Grades meiner Behinderung kontaktieren. Hört sich alles nicht sehr spektakulär an, aber ich habe nun wieder volle Kontrolle über mein Leben, meinen Tagesablauf. Kein Arzt, keine Klinik die einen einschränkt. Keine bereitgestellte Tasche, weil täglich die Notaufnahme rufen könnte. Ich habe es wieder selbst in der Hand und dies verteidige ich auch vehement. Ich möchte nie wieder in die Situation kommen völlig von anderen abhängig zu sein, keine Möglichkeit zu haben Einfluss zu nehmen. Mich schockiert kein Thema mehr: Patientenverfügung. Vorsorgevollmacht, Bestattungsvorsorge.....ich habe jedwedes "Tabuthema" abgearbeitet, mich mit wirklich allem auseinandergesetzt.
Alles was nun kommt ist meine Zugabe, das Pflichtprogramm habe ich auf die Bühne gebracht. Wann nun der Vorhang fällt bestimme ich und sonst niemand. Hilflosigkeit wäre/ist für mich was fürchterliches...
Im Oktober werde ich dann einen 450€ Job beginnen, auch um auszuloten, was eigentlich noch geht und wie ich die Belastung verkrafte. Diese Art der Beschäftigung ist trotz meiner Erwerbsminderungsrente erlaubt, zudem kann ich meine möglichen Arbeitszeiten meist selbst bestimmen. In erster Linie geht es mir um eine sinnvolle Beschäftigung, meinem Tag/meiner Woche eine festere Struktur zu geben.
Zusätzlich starte ich im Oktober auch wieder im Fitnessstudio, mit ausführlicher professioneller Betreuung - auf mich und meine Einschränkungen direkt zugeschnitten, dies war für mich der wichtigste Punkt.